Erneut organisierte die Fachschaft Molekulare Medizin für Studierende aller Jahrgänge eine Exkursion, um Forschungseinrichtungen außerhalb Freiburgs kennenzulernen. Auf dem zweitägigen Programm standen dieses Mal die European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) und das European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Grenoble/ Frankreich.
Nach knapp fünfeinhalb Stunden Busfahrt erreichten wir das sogenannte „Polygone scientifique“. Dieser Science Park am nördlichen Stadtrand, auf einer Landzunge zwischen den Flüssen Drac und Isère gelegen, beherbergt neben ESRF und EMBL noch einige weitere wissenschaftliche Institute. Nach dem Aussteigen merkte man sogleich, dass wir von Bergen umgeben waren. Nicht umsonst wird Grenoble die „Hauptstadt der Alpen“ genannt. Und das, obwohl es die flachste Stadt Frankreichs ist!
Im Synchrotron erwartete uns nach einiger Wartezeit, da wir – ganz deutsch – überpünktlich waren, eine nette Dame und los ging es mit einem interessanten Vortrag. Wie funktioniert das Synchrotron? Wozu wird das Synchrotron gebraucht? Woher kommen die Forschungsgelder? Wer darf hier forschen? All dies wurde uns sehr kompetent nähergebracht. Kurz gesagt ist das Synchrotron ein Elektronenbeschleuniger (kein Teilchenbeschleuniger wie das CERN!), welches Gammastrahlen erzeugt, um zum Beispiel die Struktur von kristallisierten Proteinen aufzuklären. Rund um den 844 Meter durchmessenden Ring sind über 60 Container angeordnet, wo die tangentialen „beamlines“ ankommen und zur Analyse genutzt werden.
Im Anschluss an den Vortrag wurden wir ins Herz der Anlage geführt. Sehen konnte man – eigentlich nicht viel. Aber die schieren Dimensionen des Ringes, wo die Elektronen quasi eingemauert nahe der Lichtgeschwindigkeit entlangschossen, und die große Anzahl der Analysestationen waren wirklich beeindruckend. Für Besucher waren auch zwei Exemplare der Magnete, die sich sonst im Inneren des Ringes befinden, ausgestellt. Die zentrale Kontrollstation ist Tag und Nacht besetzt, um den stetigen Elektronenstrahl zu überwachen und ihn immer wieder „aufzufrischen“.
Das EMBL war danach an der Reihe. Leider war es – erwartungsgemäß – nicht ganz so eindrucksvoll wie das Synchrotron. In kleinen Gruppen wurden wir von Doktoranden, Post-Docs und wissenschaftlichen Angestellten durch das Gebäude geführt. So bekamen wir gleichzeitig einen Eindruck vom umfangreichen Gebäudekomplex mit den verschiedenen Laboratorien sowie eine Einführung in einige aktuelle Forschungsthemen. Die meisten forschen an strukturbiologischen Themen, wo das Synchrotron gleich nebenan natürlich mehr als praktisch ist.
Am Abend erhielten wir in der Jugendherberge ein leckeres Dinner mit Fisch (es war ja auch Freitag) und als Nachtisch sogar eine leckere Tarte aux pommes (französischer Apfelkuchen). Danach konnte Grenoble bei Nacht erlebt werden, das mit zahlreichen Bars, Restaurants und schönen Ecken sowie einem tollen Flair aufwartet. Alles „très francais“ eben. Wobei es natürlich auch einige Irish Pubs gab…
Am nächsten Morgen erwartete uns noch eine Führung durch die Stadt. Eine sehr bemühte Dame mit leider etwas eingerostetem Deutsch versuchte uns, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie die römische Stadtmauer oder das alte Parlament näher zu bringen. Berühmtester Sohn der Stadt war übrigens der Schriftsteller Stendhal, dessen Elternhaus im Rahmen der Führung auch zu bewundern war. Highlight der Führung war schließlich die Fahrt mit der Seilbahn hinauf auf die Bastille, einer Festung aus dem 16. Jahrhundert, die auf einem der Hausberge von Grenoble errichtet wurde. Von dort hat man einen grandiosen Blick auf die Stadt und das ganze Isère-Tal, bis hin zum Mont Blanc, der in der ferne als schwacher bläulicher Gipfel erkennbar war.