Exkursion Berlin

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!Gruppenfoto Labor Berlin

 Donnerstag – 23. April 2015 – 7.20 Uhr – Freiburg Hbf: Nach und nach trudeln 24 mehr oder weniger wache Studierende der Molekularen Medizin ein, alle mit dem gleichen Ziel: BERLIN! Die alljährliche Fachexkursion des Studiengangs Molekulare Medizin, organisiert von der Fachschaft, führte uns dieses Jahr in die große Hauptstadt Berlin, um Einblicke in verschiedene Forschungseinrichtungen und deren Arbeitsfelder zu erhalten.

Trotz des Bahnstreiks kamen wir nach 7-stündiger Zugfahrt bei strahlendem Sonnenschein in Berlin an. Im Entenmarsch machten wir uns dann auf den Weg in unser Hostel in Berlin Mitte, direkt an der Oranienburgerstraße – die Innenstadt war also nicht weit. Und auch sonst haben sich alle in der modernen und sauberen Unterkunft direkt wohlgefühlt.

Nach der Schlüsselausgabe und dem Beziehen der Zimmer machten wir uns in kleineren Gruppen auf den Weg, um vor der am Abend geplanten Spreerundfahrt noch ein wenig durch die Stadt zu spazieren und etwas zum Essen zu finden. Bei Sonnenschein trieb es die einen ans Spree-Ufer, die anderen an den Alex und die nächsten ans Brandenburger Tor. Auf jeden Fall gab es genügend Möglichkeiten, sich die Zeit bis zur abendlichen Bootsfahrt zu vertreiben.

Auch wenn einige noch einen kleinen Endspurt zum Treffpunkt am Spreeufer einlegen mussten, ging es dann für uns alle die Spree ab- und aufwärts, vorbei an der East Side Gallery, der Museumsinsel, dem Nikolaiviertel, dem Reichstagsgebäude und dem Schloss Bellevue, unter den verschiedensten geschichtsträchtigen Brücken hindurch, bis zur Hansabrücke. Zu allen Sehenswürdigkeiten hörten wir interessante Geschichten und Fakten, die sich auch auf Bauten und Denkmäler etwas weiter entfernt des Ufers erstreckten. So hörten wir auch die Hintergründe zur Siegessäule oder dem Fernsehturm am Alexanderplatz. Nachdem wir auch auf der Rückfahrt zum Märkischen Ufer erfolgreich die Schleuse am Mühlendamm passiert haben und wieder sicher am Steg anlegen konnten, machten wir uns erneut in Kleingruppen auf den Weg, um das Berliner Abend- und zum Teil auch Nachtleben kennenzulernen.

 Am nächsten Morgen starteten wir nach einem leckeren Frühstück im Hostel unseren Weg zum Berlin-Brandenburg Centrum für Regenerative Therapien (BCRT). Dabei handelt es sich um ein interdisziplinäres Translationszentrum, das sich vor allem mit Erkrankungen des Immunsystems, des Bewegungsapparates und des Herz-Kreislauf-Systems beschäftigt und hier neue, individuelle Therapien und Diagnostika entwickelt. Begrüßt wurden wir von Frau Dr.-Ing. Fanny Knöpsel und Frau Dr. Katrin Zeilinger, die als Gruppenleiterin den ersten Vortrag des Tages hielt. Dabei brachte sie uns zunächst das Centrum an sich, seine Geschichte und seine Ziele näher.
Seit 2006 arbeiten mehr als 250 Mitarbeiter verschiedener Disziplinen an der Entwicklung von Methoden und Werkzeugen für den Einsatz im Bereich der Regenerativen Therapien. Zusätzlich werden Biomarker entwickelt, um diese neuen Therapien zu überprüfen und möglichst effizient einsetzen zu können. Frau Dr. Zeilinger beschäftigt sich in ihrer Arbeitsgruppe zusammen mit 3 Doktoranden und 2 MTAs vor allem mit Bioreaktortechnologien für Zellkulturen, um diese als Gewebeersatz oder für zellbasierte Therapien verwenden zu können. Zusätzlich geht es allerdings auch um Kulturmodelle, die in der Forschung als in-vitro-Anwendungen verwendet werden können. Zur genaueren Vorstellung der Laboratorien und Bioreaktoren zeigten uns Marco Richter und Nora Freyer – beide Doktoranden in der Arbeitsgruppe – ihren Arbeitsplatz und erklärten uns die Aufbauten an sich, sowie einzelne Experimente.

Ein weiteres Forschungsfeld des Centrums wurde uns dann von Prof. Dr. Petra Reineke näher gebracht. Sie beschäftigt sich vor allem mit dem Immunsystem und der klinischen Entwicklung von Immunzelltherapie. Gemeinsam mit ihrer Arbeitsgruppe forscht sie zusätzlich an neuen Zellkulturtechnologien, die für die T-Zelltherapie verwendet werden können. Für die Herstellung von Zellen für eine Immunzelltherapie bedarf es einer sehr strengen Handhabung und Regelung. Deshalb betreut ein Team um Frau Prof. Dr. Reineke außerdem die Funktionseinheit „Good Manufacturing Practice“ (GMP). Hier erfolgt auch die Herstellung anderer Produkte, die am BCRT entwickelt werden. Dieser besondere Bereich wurde uns von Herrn Dr. Andy Römhild, dem Herstellungsleiter, erläutert. Schon beim Betreten des Vorraums wurden die starken Hygienemaßnahmen deutlich – so waren für uns alle Überzüge für die Schuhe Pflicht. Wer aber in dem ca. 140 m2 großen Reinraum tatsächlich arbeitet, muss mehrere Schleusen durchlaufen und dabei verschiedenste Schutzbekleidung anziehen. Von Anzug über Schuhe bis hin zu Handschuhen, Mundschutz und Kopfbedeckung ist alles dabei. Da waren wir ganz froh, dass es bei uns für’s Erste bei den Überschuhen geblieben ist…
Auch die Gebrauchsmaterialien für die Arbeit im Reinraumbereich müssen mehrere Schleusen durchlaufen und besonderen Anforderungen entsprechen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Therapiezellen oder –gewebe von bester Qualität sind und beim Patienten keinen Schaden anrichten können.

Im Anschluss an die beiden Vorträge mit Laborbesichtigung gab es für uns eine kleine Stärkung in der Klinikcafeteria, bevor wir im Labor Berlin von der Geschäftsführerin Frau Nina Beikert empfangen wurden. Sie klärte uns zunächst über die Geschichte des Unternehmens, das durch die Zusammenführung der Labore von Charité und Vivantes entstand, auf. Seitdem kümmern sich die Mitarbeiter nicht nur um Patientenproben der genannten Einrichtungen, sondern bearbeiten auch von extern zugesandte Proben. Dabei können sie ein breites Spektrum von neun Fachbereichen aufweisen, die u.a. Laboratoriumsmedizin & Toxikologie, Humangenetik, Hämatologie/Onkologie und auch Endokrinologie & Stoffwechsel umfassen. Auch hier bekamen wir noch eine Laborführung durch das vollkommen technisierte Blutlabor. Die Blutproben kommen auf Bändern angefahren, werden entnommen und in einer Sortiermaschine nach der Deckelfarbe geordnet. Die zur Deckelfarbe gehörigen notwendigen Tests werden dann durchgeführt und sehr dringende Proben werden speziell gekennzeichnet und besonders schnell behandelt. Zuletzt ließ uns Herr Dr. Torsten Binschek-Domaß, der Leiter der Klinischen Toxikologie & Pharmakologie, noch einen Einblick in seine Arbeit gewinnen. Mithilfe massenspektrometrischer und vieler anderer Methoden ist er dafür zuständig, bestimmte Wirkstoffe in einer zugeschickten Probe zu identifizieren. Dabei geht es beispielsweise um Vergiftungen, aber auch um Drogen. Aus diesem Grund ist ein möglichst schnelles Ergebnis für einen Patienten teilweise die Entscheidung über Leben und Tod, weshalb auch Nachtschichten zum Alltag gehören. Beeindruckt von dem riesengroßen Labor Berlin trafen vor dem Labor noch einmal alle zu einem Gruppenfoto zusammen, bevor es dann in kleineren Gruppen in die Innenstadt ging: Sonne genießen, Freunde treffen, shoppen…stand nun auf dem Plan.

Und auch den Samstagvormittag konnten wir alle noch einmal ganz in Ruhe der Stadt widmen. Erst am frühen Nachmittag trafen wir uns dann alle wieder am Bahnhof und machten uns, diesmal ganz ohne Bahnstreik, zurück auf den Weg nach Freiburg. Dort konnte man dann nachts um kurz nach 11 erschöpfte Studenten beobachten, die sich in alle Richtungen verstreuten, um nach dieser Exkursion wieder in den eigenen Betten von der nächsten mindestens genauso tollen Exkursion zu träumen…